Rücktritt nach 15 Jahren

Für Rücktritte ist die Zeit in der Regel nie günstig.

Doch nun wage ich den Schritt, 15 Jahre, und mit Vorlauf bald 20 Jahre, sind genug. Per Ende Juni 2012 trete ich offiziell als NEFU-Regionalkoordinatorin Ostschweiz zurück. Ab 1. Juli 2012 bin ich Kontaktfrau bis meine Nachfolgerin gefunden ist.

Die Zeit ist reif für jüngere, leidenschaftliche und tatkräftige Nachfolgerinnen, die NEFU Ostschweiz Schub und neue Impulse geben. Es ist höchste Zeit, dass ich zurücktrete, weil ich auch meine persönlichen Ressourcen für neue Projekte brauche, konkret für die trendige DenkBar mitten in St. Gallen. Ich bleibe meiner Leidenschaft treu, der neue Begegnungort mit Gastronomie und Kultur ist eine Evolution meiner Netzwerkarbeit.

Frauennetzwerke haben für mich eine gesellschafts-politische Dimension. Sie dienen als Lobby für die Interessen, Anliegen und Sichtweisen von Frauen in Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Frauen wollen – und sollten – die öffentliche Welt aus ihrer Sicht und nach ihren Werten mitgestalten. Es geht darum, im Austausch eigene Visionen zu entwickeln. Die zentralen Fragen dabei sind: Was wollen wir? Was brauchen wir, um gut in der heutigen Gesellschaft zu leben? Welche Fähigkeiten können und wollen wir einsetzen? Netzwerke helfen, Bewusstsein, Energie und Mut zu entwickeln.

Dass sich die Netzwerkarbeit in der Ostschweiz über die letzten 15 Jahre so erfreulich Schritt für Schritt entwickelt hat, liegt ganz sicher nicht nur an mir. Es sind die vielen Frauen, die mitdenken, mitmachen und mitziehen. Ohne meine vielfältigen Beziehungen zur Vielfalt von Frauen wäre meine ganze Netzwerkerei und die autonomen Projekte (NEFU, FrauenVernetzungsWerkstatt und online-Magazin ostschweizerinnen.ch) nicht möglich gewesen. Für mich bedeutet das lebendige Netzwerken Heimat und ein grosser Reichtum an Erfahrungen, Wissen, Motivation und Freude. Eine Fülle par excellance.  Netzwerken bedeutet für mich in erster Linie Bildung, Lernen mit und von andern Frauen, Frauen, die vor mir auf der Welt waren und jene, die nach mir kommen.

Die NEFU-Zeit war eine reiche Zeit, auch dank der freundschaftlichen Beziehungen zur NEFU-Grand Old Lady Nelly Meier-Fankhauser. Herzlichen Dank für die gute Zeit.

Nelly Meyer und ich wünschen uns, dass sich bald interessierte Frauen melden und das NEFU-Schiff in der Ostschweiz auf neuen Kurs bringen. Wir stehen gerne als Mentorinnen zur Verfügung bis die Nachfolgeregelung aufgegleist ist. Das alles geschieht selbstverständlich in Zusammenarbeit mit der GF NEFU Schweiz.

Erika Bigler